Der Psychologe Petermann (1996) beschreibt Vertrauen anhand dreier Kriterien:

 
  1. Ich vertraue dem anderen, weil ich glaube, dass er für mich ist.
  2. Ich vertraue ihm, weil er die Wahrheit sagt, er sich als zuverlässig erwiesen hat.
  3. Der andere ist für mich vorhersagbar, d.h. sein Verhalten, seine Standpunkte und Überzeugungen weisen eine Dauerhaftigkeit auf.

 

Alle drei Kriterien sind nötig, damit Vertrauen bleibt oder entsteht.

 

Wenn wir diese drei Kriterien in ihr Gegenteil verkehren, dann bedeutet Misstrauen, dass ich erwarte, dass mein Gegenüber gegen mich ist, dass ich damit rechne, dass er nicht die Wahrheit sagt und/oder dass ich mir nicht sicher sein kann, ob er zu dem dauerhaft steht, was er sagt, und dass er sich in Zukunft auch ganz anders verhalten könnte. Eines dieser drei negativen Kriterien genügt schon, damit Misstrauen aufflackert.

In beides kann ich mich als Lebenshaltung gut einfühlen:

  •  In den sogenannten Vertrauensmodus, in dem wir Menschen gegenübertreten mit der Erwartung, dass sie für uns sind, dass sie die Wahrheit sagen und dass wir uns auf sie verlassen können.
  •  In den Misstrauensmodus, in dem wir erwarten, dass der andere gegen mich ist, dass er nicht die Wahrheit sagt und dass er unberechenbar für mich bleibt, zumindest eine Unsicherheit über seine Zuverlässigkeit besteht.

 

Wo es auf Kooperation und Zusammenarbeit ankommt – und wo kommt es nicht darauf an? – werden wir im Misstrauensmodus unsere Ziele nur schwer erreichen und damit nur kleine Schritte gehen können. Angst, gepaart mit Misstrauen, bietet kein gutes „Geschäfts- oder Beziehungsklima“.

Kooperation, ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander, ist nötig in der Ehe, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Freunden, zwischen Kollegen am Arbeitsplatz, zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten, zwischen Firmen und Institutionen, zwischen Völkern und Nationen. Ein Raum von Vertrauen ermutigt uns „zu lachen mit den Lachenden“ und „zu weinen mit den Weinenden.“

Wenn wir uns an Vertrauenssituationen erinnern, wenn wir uns Menschen vergegenwärtigen, denen wir kindlich vertrauen, dann fühlen wir uns entspannt, angstfrei und offen für das, was gerade ansteht.

 

Einander vertrauen setzt Synergien frei, d.h. jeder kann seinen Beitrag einbringen und es kommt dabei mehr heraus als die Summe der Einzelleistungen.

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Lit.: Petermann, Franz (1996): Psychologie des Vertrauens, Göttingen: Hogrefe-Verlag